Im letzten Herbst lernten wir auf der Motorworld Classic Fred kennen, der dort auf dem Stand des S-Klasse Clubs seinen W140 und C140 ausstellte. Wir kamen ins Gespräch und es stellte sich heraus, dass seine Sammelleidenschaft nicht nur weitere Fahrzeuge, sondern vor allem eine aus unserer Sicht einmalige Besonderheit aufwieß: sämtliche Fahrzeuge sind außen blau und innen beige.
Bei den Oldtimertagen im Mai in der Classic Remise trafen wir ihn zufällig wieder. Er erzählte uns die Geschichte seines 280 SLC. Er hatte einen R107 280SL gekauft, seine Frau bevorzugt jedoch keine Cabrios. Damit niemand in der Familie ihn verdächtigte, daß er sich schon wieder ein Auto gekauft hätte, suchte er einen C107 in der gleichen Farbkombination. Er fand einen C107, der ursprünglich in Deutschland an einen Irakischen Zahnarzt ausgeliefert worden war. Dieser nahm ihn 1978 in den Irak mit, weshalb das Fahrzeug auch die seltene Sonderausstattung „Klimaanlage“ hat. Jedoch wurde der bis dahin scheckheftgepflegte Wagen während der Kriegswirren dort zur Sicherheit eingelagert. Der Wagen kam 2001 nach Deutschland und wurde 2003 an Fred verkauft. Alle Beteiligten waren zufrieden, die Verwandtschaft merkte nichts.
Das faszinierte uns und wir fragten ihn, ob er uns nicht seine anderen Schätze einmal zeigen würde. So durften wir in die heiligen Hallen vordringen:
Das erste Exponat kam gerade frisch vom Lackierer zurück. Ein 500E! Der seinerzeit bei Porsche gefertigte schnellste Mercedes der Baureihe 124 ist ein wahrer Wolf im Schafspelz: Dezent ausgestellte Radhäuser deuten die Wut unter der Haube lediglich an. Der M119 V8 leistet rund 320PS und sorgt bei 1,7t Lebendgewicht für fulminanten Vortrieb. Fred’s Ziel ist es, den 500 E in Zustand 1 zu bringen: Er ist auf einem sehr guten Weg.
Gleich neben dem 500E steht das doppelte Lottchen. Das S-Klasse Coupe der neunziger Jahre C140 mit den markanten Augen brachten ihm damals den Namen „Mörderbiene“ ein, hier im Doppelpack, beide Mopf1 (ab 1995). Links das Winterfahrzeug als CL500, dass im Alltag läuft und eine Laufleistung von ca. 365 000km ohne Motorrevision absolviert hat. Gleitschienen, Steuerkette alles im Original, sonst durchgewartet. Rechts daneben das Schwesterlein als CL500 im perfektem Zustand.
Der nächste in der Reihe ist ein 560SE in der Version mit 279PS. Fred fuhr mit diesem Fahrzeug zu einem oder anderen Empfang am Gendarmenmarkt vor. Alle anderen Fahrzeuge (neuere S-Klassen, Stretchlimousinen) wurden nicht weiter beachtet, der 126er wurde aber von allen bewundert. So wird die Zeitlosigkeit und Eleganz des Designs auch nach 40 Jahren bestätigt.
Passend dazu gesellt sich das Coupe der S-Klasse der Baureihe 126 als 560SEC, hier als sogenannte ECE Version mit verschärften Nockenwellen und rund 300PS. Das damals als Porschejäger oder Muscle-Car eingestufte Coupe, ist wie die Limousine, der Maßstab für zeitloses Design. Vielfach leider als Ludentransporter verbastelt und verschandelt (Anm. Es darf folgendes Zitat und Link an dieser Stelle nicht fehlen „Du brauchst ein Auto, das zu Dir passt, eins mit Stil, eins mit Charakter“ ), besticht dieses Exemplar mit klassischem, unverbasteltem Auftritt in perfektem Zustand.
Als nächstes erwartet uns das S-Klasse Coupe C215 als CL600 zur Limousine W220 in der einprägenden Farbe „Mysticblau-Metallic“. Die hochgezogenen Sitzlehnen schmiegen sich an den Körper, dass Interior ist neuwertig. Der V12 wurde nach langer Zeit wieder gestartet und lief nach Einlaufen der Hydrostössel erwartungsgemäß seidenweich. Die Fahrzeuggeneration W215/220 nähern sich derzeit dem Tiefpunkt des Wertverfalls, da die zu erwartenden Wartungs- und Unterhaltskosten in Zukunft noch steigen werden. Jedoch zeigt dieses rund 16 Jahre alte Fahrzeug Automobilbaukunst, die vom Fahrverhalten keinen großen Unterschied zu heutigen S-Klasse Modellen aufweist und welche man zu kleinem Preis in den einschlägigen Gebrauchtwagenbörsen findet.
Dieses Fahrzeug besitzt das erste aktive Fahrwerk aus deutscher Produktion. Damit er sich in voller Größe zeigt, wurde das Aggregat gestartet. Friedlich säuselte der Zwölfender vor sich hin und pumpte sein Fahrwerk wieder auf. Eine Freude für Technikverliebte.
Das letzte Fahrzeug des Abends war ein SLK. Er ist wie der CL600 in der Farbe Mysticblau- Metallic und war zuvor im prominenten Besitz in Essen. Der SLK ist ein AMG, verfügt über den 3,2l V6 Motor mit 354PS bei 1,4t Lebendgewicht. Fred hat gerade Tiroler Pässe mit ihm absolviert. Kurzer Radstand, aufgeladener V6 mit 450Nm, so machen Berge Spaß.
Wir verbrachten zweieinhalb Stunden bei Benzingesprächen und haben nur 10 Fahrzeuge besprochen. Zu jedem Fahrzeug gibt es spannende Anekdoten, die wir uns leider im Detail nicht merken konnten, wir waren zu fasziniert von den Fahrzeugen . Fred stieg in seinen 600SE (Kurzversion, W140). Uns brachte „der Dicke“ entspannt nach Hause.