Kalt und nass sollte es laut den gängigen Wetterapps am Wochenende um den 11.Mai 2019 werden. Wie auch der gesamte bisherige Mai 2019, schien das nunmehr dritte Benzfest zumindest wettermäßig unter keinem besonders strahlenden Stern zu stehen.
Dennoch hielten wir an unserer Zusage fest, das Benzfest gemeinsam mit den “BenzBuddiesBerlin” zu besuchen. Und das war gut so, denn zunächst war es zwar frisch, aber es blieb den ganzen Tag trocken. Sogar die Sonne ließ sich nachmittags gelegentlich blicken. Die Eisheiligen waren den Sternenfreunden offenbar gnädig gestimmt.
Da sich die Benzbuddies aus dem gesamten Stadtgebiet Berlins und darüber hinaus rekrutieren, wurde als Treffpunkt für die gemeinsame Anreise zum Benzfest in einer Fahrzeugkolonne die Raststätte Linumer Bruch Nord an der A24 Berlin-Hamburg vereinbart. So hatte keiner einen Umweg zum Benzfest in Neustadt-Glewe in Mecklenburg-Vorpommern in Kauf zu nehmen, wenn er sich der Gruppe anschließen wollte.
Ursprünglich war geplant, dass ein W115 Diesel die Spitze der um kurz nach acht Uhr an der Raststätte startenden Kolonne anführen und das Tempo vorgeben sollte. Leider fiel der Fahrer und damit sein Strichacht aus. Es ergab sich, dass an seiner statt wir mit unserem chalcedonblauen W220 nun an der Spitzen rollen sollten. Vereinbart wurde eine Reisegeschwindigkeit von 130km/h, die dank des aktivierten Limiters, bzw. Tempomats auch nie überschritten wurde. So sollte ein Auseinanderreißen der Kolonne vermieden werden.
Aber trotz der gleichmäßigen und beschaulichen Fahrweise ließ es sich aufgrund der vielen Baustellen und LKW nicht vermeiden, dass die Kolonne rasch in Kleinstgrüppchen zerfiel und im Abstand von jeweils mehreren Minuten am Barracuda Beach in Neustadt eintraf. Dafür wurde wohl ein jeder Fahrzeugeigner mit einem geringen Kraftstoffverbrauch belohnt.
So zeigte unser Reiserechner am Ziel einen Durchschnittsverbrauch von ganz knapp unter neun Litern pro 100km an. Für eine S-Klasse mit Ottomotor (M112) ein sicherlich guter Wert. In den Achtziger Jahren, wäre dies vermutlich selbst mit einem 300SD kaum möglich gewesen, ganz zu schweigen von einem vergleichbar leistungsstarken 420 SE.
Das Benzfest fand nun zum dritten Mal am Barracuda Beach am Neustädter See statt, wobei sich das Zentrum der Veranstaltung, wie schon im letzten Jahr, am Sandplatz beim Strand befand. Hier werden auf der Rasenfläche rundum die VIP-Fahrzeuge, also jene, die die Veranstalter im Vorfeld als besonders beachtenswert einstuften, ausgestellt.
Hierbei handelte es sich überwiegend um getunte und umgebaute Fahrzeuge. Vom W201 im MadMax-Look bis zum recht unauffälligen W212 mit kompressoraufgeladenem 6,2-Liter-V8 war vieles dabei. Auch dieses Jahr waren wieder viele Fahrzeuge mit Airride-Fahrwerken vertreten, insbesondere W123, W201 und W124. Mir persönlich gefallen auf dem Bauch liegende Youngtimer deren Räder im Motor- und Kofferraum zu verschwinden scheinen, nicht so sehr. Aber das ist natürlich eine Frage des persönlichen Geschmacks. Und ich muss zugeben: Ohne solche Fahrzeuge wäre es auch langweilig gewesen.
Meine persönlichen Favoriten stellten ein gelber 1976er W123 Diesel mit Zugstarter und Buchalterausstattung und ein ca. 1987er 560 SEL dar. Einfach aus dem Grunde, dass eben genau so ein gelber W123 Diesel Serie 0,5 aus dem 1976 mein erstes eigenes Fahrzeug war, welches ich mir als Neunzehnjähriger für DM 1.500,- zulegte.
Der 560 SEL gefiel einfach durch seine dunkelblaue Lackierung, seine Lederausstattung “Dattel” und seine Umfangreiche Ausstattung mit Einzelsitzanlage im Fond. Auch einen 560SEL in Nautikblau durfte ich bis vor wenigen Jahren mein Eigen nennen.
Zeitweilig drehte auf dem Sandplatz ein W124 Diesel “Feldturbo” mit Offroad-Optik zur Unterhaltung der Anwesenden seine Runden, wobei neben seiner Optik und Lärm vor allem seine sehr eingeschränkte Offroadfähigkeit ins Auge stach. Trotz der Bereifung, die einem Unimog hätte entnommen sein können, hatte er doch arge Traktionsprobleme im Sand. Fast schien es, als würde der junge Mann am Steuer ständig leicht die Bremse getreten haben, um an der Hinterachse mehr wheelspin zu erzeugen. Gefragt haben wir ihn allerdings nicht.
Nördlich von diesem Bereich befand sich der “Besucherparkplatz”, wobei auch -oder gerade- dieser Bereich sehr interessant war, wie wir meinen. Denn auch die Besucher reisten vielfach mit tollen Fahrzeugen an, die nicht minder interessant waren. Neben vielen W126ern, dem meiner Meinung nach schönsten Mercedes der letzten 50 Jahre, war von alt bis neu so ziemlich alles vertreten. Sogar drei Lastkraftwagen fanden ihren Weg zum Benzfest.
Die Besucher konnten mit ihren Fahrzeugen an einem Wettbewerb teilnehmen, wobei die schönsten Fahrzeuge und jene mit der weitesten Anreise jeweils mit einem kleinen Pokal prämiert wurden. Leider wurden nur die Fahrer und Kennzeichen der „Siegerfahrzeuge“ aufgerufen, sodass letztlich unbekannt blieb, welches Fahrzeug sich hinter dem jeweiligen Siegeraufruf verbarg.
Am Hauptzelt neben dem Sandplatz gelegen wurden Bratwurst, Hamburger, Nuggets, sowie Kaffee und Kuchen zum fairen Preis angeboten. Gleich gegenüber am Strand war ein Bierwagen aufgebaut, an dem es nicht nur Alkoholisches zu trinken gab.
Das Gelände wurde von der Bühne am Strand und über eine Lautsprecheranlage, kräftig, aber nicht zu laut, mit elektronischer, basslastiger Rythmusmusik beschallt, was ich persönlich als sehr angenehm empfand. Für die kleinen Besucher stand eine Hüpfburg und Malstraße zur Verfügung.
Insgesamt würden wir sagen, dass sich ein Tagesausflug zum Benzfest durchaus lohnt, wenn man einfach viele Sterne treffen möchte. Man kann mitunter gute Gespräche führen und die Atmosphäre stimmt. Wir wurden sogar von Fremden als „die vom Sternenkreuzer“ erkannt. Wer hätte das gedacht…
Wer allerdings einzigartige Oldtimer vom Schlage eines W198 oder W189 erwartet, unangetastete Youngtimer oder einen feinen Herrenclub des gepflegten Reisens, der ist beim Benzfest definitiv falsch aufgehoben. Dazu empfehlen sich die -leider viel zu seltenen- Zweikommadrei-Ausfahrten.
Ein kurzes Video, dass „Der_Sternenkreuzer“ mitgebracht hat.
Einige Schnappschüsse…
Und zuletzt ein kurzer Rückblick auf das Benzfest Vol.2 vom September 2018…
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